Die Schweizerische Nationalbank

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist eine unabhängige Zentralbank. Das bedeutet, dass sie unabhängig vom Bund und der Bundesversammlung ist. Sie verfolgt keine eigenen Geschäftsinteressen und darf als einzige Bank Schweizer Franken in Umlauf bringen.
Sie ist laut Bundesverfassung verpflichtet, die Geld- und Währungspolitik der Schweiz zu führen. Dabei muss sie im Interesse der gesamten Schweiz handeln. Was das genau bedeutet und wie sie ihren Auftrag erfüllt, erfährst du in diesem Themendossier.
Übersicht
- Aufgaben der SNB
- Organisation der SNB
- SNB-Zeitstrahl
Die Aufgaben der SNB
Die SNB muss für stabile Preise und eine stabile Wirtschaftsentwicklung sorgen. Das Gesetz beschreibt den Auftrag so:
„Die Nationalbank führt die Geld- und Währungspolitik im Gesamtinteresse des Landes. Sie gewährleistet die Preisstabilität. Dabei trägt sie der konjunkturellen Entwicklung Rechnung.“
Genauer heisst das:
- Die SNB ist die einzige Bank der Schweiz, die Geld in Umlauf bringen darf (Notenmonopol). Sie muss dafür sorgen, dass es genügend Schweizer Franken im Umlauf hat.
- Sie sorgt dafür, dass der bargeldlose Zahlungsverkehr in der Schweiz reibungslos abläuft.
- Sie verwaltet ihre eigenen Finanzmittel, insbesondere ihre eigenen Währungsreserven. Währungsreserven sind Finanzmittel, die eine Zentralbank wegen ihrer Geldpolitik hält. Zu den Währungsreserven zählen unter anderem Gold oder Fremdwährungen wie z. B. US-Dollar.
- Sie fördert die Stabilität des Finanzsystems der Schweiz und international. Das Finanzsystem ist das System aller Organisationen, die mit Geld handeln. Dazu gehören nicht nur Banken, sondern auch z. B. Versicherungen.
- Sie erfüllt Dienstleistungen für den Bund.
- Sie forscht im Bereich der Wirtschaft und erstellt Statistiken.
GELD- UND WÄHRUNGSPOLITIK

Die Geld- und Währungspolitik zu führen bedeutet, dass die SNB Massnahmen für eine verlässliche Wirtschaftsentwicklung trifft. Insbesondere soll die SNB die Preisstabilität und die wirtschaftliche Lage (Konjunktur) der Schweiz schützen.
Preisstabilität bedeutet, dass die Preise über längere Zeit hinweg weder besonders stark steigen noch sinken. Es soll also weder Inflation (starker Preisanstieg) noch Deflation (starker Preisabstieg) geben. Dank stabilen Preisen können sich Personen und Unternehmen auf die Wirtschaftslage verlassen. Dadurch ist es einfacher, Pläne zu erstellen und Entscheidungen zu treffen.
STABILITÄT DES FINANZSYSTEMS NATIONAL UND INTERNATIONAL

Zusammen mit der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) sorgt die SNB für ein stabiles Finanzsystem. Das ist das System aller Organisationen, die mit Geld handeln. Dazu gehören nicht nur Banken, sondern auch Versicherungen, Börsen (Geldmärkte), Vorsorgeeinrichtungen (z. B. Pensionskassen) und Händler von Vermögenswerten. Diese Organisationen müssen sich an bestimmte Regeln und Gesetze halten und der Nationalbank Auskunft geben. Die SNB überwacht sie und kann Strafen verhängen, wenn die Organisationen sich nicht an die Regeln und Gesetze halten.
Das Finanzsystem ist stabil, wenn alle Organisationen ihre Aufgaben erfüllen können und negative Veränderungen gut auffangen können.
Das Finanzsystem der Schweiz ist auch Teil des internationalen Finanzsystems. Zusammen mit dem Bundesrat und anderen Zentralbanken und Regierungen beteiligt sich die SNB am Internationalen Währungsfonds (IWF). Der Zweck des IWFs ist die internationale Finanzstabilität. Um diese zu erreichen, vergibt der IWF unter anderem Kredite an Länder mit Zahlungsschwierigkeiten. Ausserdem überwacht der IWF das internationale Finanzsystem und hilft den Mitgliedsstaaten bei der Ausarbeitung der eigenen Finanzgesetze und -massnahmen.
Das Verhältnis des Schweizer Frankens zu ausländischen Währungen – also der Wechselkurs- ist ebenfalls wichtig für ein stabiles Finanzsystem. Das, weil er z. B. die Preise und Verkaufsmöglichkeiten von Import- und Exportgütern beeinflusst. Die SNB beeinflusst den Wechselkurs indem sie ausländische Währungen kauft und Franken verkauft.
WEITERE AUFGABEN

Notenmonopol
Die SNB darf als einzige Bank der Schweiz Bargeld (Banknoten und Münzen) herausgeben. Zu dieser Aufgabe gehört unter anderem, dass sie ein Sicherheitskonzept für die Banknoten erstellt, sodass sie nicht gefälscht werden können. Was alles zum Sicherheitskonzept gehört, erfährst du hier.
Auch entwickelt die SNB immer wieder neue Banknoten und sorgt dafür, das alte oder kaputte Banknoten umgetauscht werden können.

Zahlungsverkehr
Die SNB ist auch für den bargeldlosen Zahlungsverkehr verantwortlich. Sie sorgt also dafür, dass z. B. mit einer Bankkarte oder mit dem Handy gezahlt werden kann und dass die Systeme im Hintergrund richtig funktionieren. Zudem bestimmt die SNB z. B., unter welchen Vorrausetzungen Geschäfte teilnehmen dürfen. Die SNB verwaltet das Zahlungssystem allerdings nicht selbst, sondern beauftragt dafür die SIX Interbank Clearing AG.

Verwaltung des eigenen Vermögens
Damit die SNB selbst auch finanziell abgesichert ist, besitzt sie verschiedene Aktiven. Aktiven sind das Vermögen eines Unternehmens wie z. B. Geld, Gebäude und Geräte. Zum Vermögen der SNB gehören Geld in ausländischen Währungen, Gold und Schweizer Franken. Dieses Vermögen muss so verwaltet werden, dass die SNB jederzeit Mittel zur Verfügung hat, um Massnahmen zu treffen.

Dienstleistungen Bund
Die SNB erfüllt verschiedene Dienstleistungen für den Bund, z. B. verwaltet sie die Finanzen des Bundes.

Forschung und Statistik
Die SNB erhebt viele verschiedene Daten und beobachtet die Wirtschaftslage. So können Massnahmen bewertet und geplant werden. Auch veröffentlicht die SNB regelmässig Statistiken und Forschungsarbeiten zu verschiedenen Themen im Bereich der Finanzen.
Organisation der SNB

Geschäftsführung
Die Geschäftsführung der SNB übernimmt das sogenannte «Direktorium». Das Direktorium besteht aus drei Mitgliedern. Die Mitglieder werden vom Bundesrat gewählt und haben eine Amtszeit von sechs Jahren. Die Mitglieder werden dem Bundesrat vom Bankrat vorgeschlagen.
Bankrat
Der Bankrat beaufsichtigt die Geschäftsführung der SNB. Der Bankrat besteht aus elf Mitgliedern. Sechs Mitglieder werden vom Bundesrat gewählt, fünf Mitglieder von der Generalversammlung der SNB. Mitglieder des Bankrates haben eine Amtszeit von sechs Jahren.
Aktionär/-innen
Wer eine Aktie kauft, wird Aktionär/-in genannt. Aktien sind Anteile an einem Unternehmen. Macht das Unternehmen Gewinn, erhält man pro Aktie einen bestimmten Anteil dieses Gewinnes (Dividende). Auch von der SNB kann man Aktien kaufen. Die SNB hat aber im Gegensatz zu gewöhnlichen Aktiengesellschaften spezielle Regeln. Z. B. dürfen nur Schweizer/-innen, schweizerische Unternehmen und Banken, sowie Schweizer Städte und Kantone Aktien der SNB kaufen. Zudem haben private Aktionär/-innen nur ein beschränktes Mitspracherecht. Ausserdem gibt es für sie höchstens 15 Franken Dividenden pro Aktie.
Die meisten Aktien der SNB gehören den Kantonen und den Kantonalbanken. Macht die SNB mehr Gewinn, als sie als Dividende ausbezahlen muss, geht der Rest des Gewinns zu 1/3 an den Bund und zu 2/3 an die Kantone.
Generalversammlung
Die Generalversammlung ist die Versammlung aller Aktionär/-innen, des Direktoriums und des Bankrates. An der Generalversammlung werden Beschlüsse getroffen und Wahlen abgehalten.
Standorte
Die SNB hat ihre Hauptstandorte in Zürich und Bern und eine Niederlassung in Singapur. Zudem hat sie Vertretungen in Basel, Genf, Lausanne, Lugano, Luzern und St.Gallen
SNB-Zeitstrahl
1848 Erste Bundesverfassung
Mit der ersten Bundesverfassung erhält der Bund das Recht, Münzen herauszugeben.
1881 Bundesgesetz über die Ausgabe und Einlösung von Banknoten
Im Bundesgesetz über die Ausgabe und Einlösung von Banknoten wird geregelt, welche Banken Noten in Umlauf bringen dürfen. Die Voraussetzungen sind z. B. den Hauptsitz in der Schweiz zu haben und ein “Haftbares Kapital” von 500’000 Franken zu besitzen.
1905 Gründung SNB
Die SNB wird mit dem Nationalbankgesetz von 1905 gegründet. Der Standort der SNB ist Bern.
1907 Aufnahme der Tätigkeit
1907 beginnt die SNB mit ihren Tätigkeiten. Die ersten provisorischen Banknoten der SNB werden herausgegeben. Diese Noten waren bis 1925 gültig.
1910 Notenmonopol
Neu darf nur noch die SNB Noten in Umlauf bringen
1911 - 1914 Herausgabe zweite Notenserie
Die zweite Notenserie wird herausgegeben, darunter auch eine Fünf-Franken-Note. Einige dieser Noten waren bis 1980 gültig.
1918 - 1930 Dritte Banknotenserie
Die dritte Banknotenserie entsteht. Es werden aber nicht alle Noten dieser Serie in Umlauf gebracht.
1944 Abkommen von Bretton Woods
Mit dem Abkommen von Bretton Woods wird die Weltbank und der internationale Währungsfonds gegründet. Die Schweiz ist nicht Teil dieses Abkommens.
1956 - 1957 Fünfte Banknotenserie
Die fünfte Banknoten Serie wird veröffentlicht. Diese hat seit 2000 keinen Wert mehr.
Eine vierte Banknotenserie wurde nie in Umlauf gebracht.
1976 - 1978 Sechste Banknotenserie
Die sechste Notenserie wird in Umlauf gebracht. Sie ist 2000 zurückgerufen worden, kann aber bei der SNB noch immer eingetauscht werden.
1981 Aufhebung schweizerische Staatskasse
Die SNB übernimmt neu die Aufgabe als Staatskasse. Die bisherige Staatskasse wird aufgelöst.
1992 Beitritt zum Bretton-Woods und Ablehnung EWR
Auch die Schweiz wird Teil der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds.
Im selben Jahr stimmt die Bevölkerung gegen einen Beitritt zum Europäischen Wirtschaftsraum (EWR).
1995 - 1998 Achte Banknotenserie
Die achte Banknotenserie wird in Umlauf gebracht. Die achte Serie war bis 2021 gültig. Jetzt kann sie bei der SNB gegen neue Noten eingetauscht werden.
Die siebte Banknotenserie war zwar zuvor entworfen worden, aber nie in Umlauf gebracht worden.
2008 Finanzkrise
In den USA entsteht eine Finanzkrise. Davon ist in der Schweiz besonders die UBS betroffen. Die SNB und der Bund entscheiden sich, der UBS Geld zur Verfügung zu stellen, damit sie weiterhin bestehen kann.
2010 Massnahmen für Banken
Im Jahr 2010 werden verschiedene Massnahmen für Banken vorgeschlagen, sodass sich die Krise von 2008 nicht wiederholt. Z. B. wird neu festgelegt, wie viel Geld eine Bank als Reserve haben muss. Eine Reserve ist Geld, dass sofort ausgezahlt werden kann.
2016-2019 Neunte Banknotenserie
Die neunte Banknotenserie wird in Umlauf gebracht.
2023 Bankrott Crédit Suisse
Der CréditSuisse geht das Geld aus. Die SNB versucht die Bank mit einem Kredit von 50 Milliarden Franken zu retten. Schliesslich übernimmt die UBS die CréditSuisse.