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  • Gesundheit und Politik
  • Gesundheit der Bevölkerung

Die Gesundheit der Bevölkerung ist ein allgegenwärtiges und komplexes Thema. Einerseits sind Menschen direkt für ihre eigene Gesundheit verantwortlich. Täglich begegnet man Fragen zu Bewegung und Ernährung, Krankenkassen oder Medikamenten. Andererseits sind Bund und Kantone für gewisse gesundheitliche Aspekte direkt verantwortlich. 

Die Bundesverfassung gibt vor, dass sich Bund und Kantone vor allem mit zwei Bereichen der Gesundheit beschäftigen. Einerseits sind Bund und Kantone dafür verantwortlich, dass es eine medizinische Grundversorgung für die Bevölkerung gibt, also dass z. B. genügend Arztpraxen, Psycholog:innen und Spitäler vorhanden sind (Art. 117a BV). Andererseits müssen Bund und Kantone auch unsere Gesundheit schützen, damit die Bevölkerung gar nicht erst krank wird. Dies machen die Kantone z. B. über Präventionskampagnen (Art. 118 BV). Dabei führen sie auch Präventionskampagnen durch, in dem sie z. B. Kindern mit gratis Äpfeln in den Schulpausen eine gesunde Ernährung näherbringen wollen.

Gesundheit und Politik

Das Schweizer Gesundheitssystem ist – wie die Schweizer Politik – föderalistisch aufgebaut. Das heisst, die Gemeinden, die Kantone und der Bund setzen die Gesetze und Verordnungen im Gesundheitsbereich gemeinsam auf. Sie teilen sich die Aufgaben.

Auf Bundesebene…

Auf Bundesebene ist das Bundesamt für Gesundheit (BAG) zuständig für die Umsetzung der nationalen Gesetze und Verordnungen im Gesundheitsbereich. Mit dem Ziel des Schutzes der Bevölkerung erlässt es z. B. Vorschriften für Medikamente, damit sie wirklich gesünder machen, und erarbeitet die Gesetzgebung zur Forschung am Menschen. Ausserdem vertritt es die gesundheitspolitischen Interessen der Schweiz im Ausland und in internationalen Organisationen. So tauscht es sich in der Weltgesundheits-organisation mit anderen Ländern über Erfahrungen und gemeinsame Regeln aus. Z. B. werden aus den verschiedenen Erfahrungen von der Covid-19-Pandemie Empfehlungen für den Kampf gegen zukünftige Epidemien erarbeitet.

Das BAG arbeitet zurzeit an verschiedenen Heraus-forderungen in der Grundversorgung. Mit der aktuellen gesundheitspolitischen Strategie will es bis 2030 unter anderem die folgenden Herausforderungen lösen:

  • Es gibt mehr alte und pflegebedürftige Menschen, es fehlen aber qualifizierte Pflegefachkräfte.
  • Die Kosten im Gesundheitswesen steigen, weshalb auch die Krankenkassenprämien teurer werden.
  • Die Digitalisierung im Gesundheitswesen (z. B. elektronische Patient:innendossiers, die die Behandlung vereinfachen sollen) bringt neue Herausforderungen in Bezug auf den Datenschutz.

Auf kantonaler Ebene… 

Die Kantone sind für die medizinische Grundversorgung verantwortlich. In jedem Kanton gibt es dafür eine Gesundheitsdirektion. Die Gesundheitsdirektionen sind zuständig für die Umsetzung der kantonalen Gesetze und Verordnungen im Gesundheitsbereich. Sie kontrollieren z. B. in ihrem Kanton, ob es genügend Spitäler gibt, wie sie finanziert werden und ob sie genügend Personal haben. Auch regeln sie die Verbilligung von Krankenkassenprämien für Personen mit tiefen Löhnen (mehr dazu unten im Kapitel zu Krankenkassen). Sie ist auch zuständig für die Gesundheitsprävention und -förderung bei der kantonalen Bevölkerung.

Für die Zusammenarbeit der Kantone im Gesundheits-bereich gibt es die sogenannte Schweizerische Gesundheitsdirektorenkonferenz (kurz GDK). Sie erleichtert den Austausch von Kantonen mit Organisationen im Gesundheitsbereich und zu Bundesbehörden. Zudem erarbeitet sie Empfehlungen für den Gesundheitsbereich innerhalb der Kantone. So empfehlen sie z. B. das Kantone in ihrer Spitalplanung zusammenarbeiten.

Gesundheit der Bevölkerung

Die Gesetze, Verordnungen und die konkreten Massnahmen wie z. B. eine Kampagne zu gesunder Ernährung beruhen auf Informationen über die Gesundheit der Bevölkerung. Um die Gesundheit der Bevölkerung einschätzen zu können, führt das Bundesamt für Statistik alle fünf Jahre eine Befragung durch. Diese Befragung heisst Schweizerische Gesundheits-befragung (SGB) und ist die grösste schweizweite Erhebung von Daten zum Thema Gesundheit. 

Die Lebenserwartung ist in den letzten Jahrzehnten stark gestiegen. In der Schweiz werden Frauen heute durchschnittlich 85,6 Jahre alt. Die Lebenserwartung von Männern beträgt im Durchschnitt 81,9 Jahre. Die häufigsten Todesursachen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wie beispielsweise Herzinfarkte, sowie Krebserkrankungen. Dies trifft insbesondere auf ältere Menschen zu. Unter den 11- bis 25-Jährigen sind die häufigsten Todesursachen Unfälle und Suizide. Die Anzahl an Suiziden in dieser Altersgruppe hat sich im Verlauf der letzten 30 Jahre halbiert.

Bund und Kantone nutzen zur Beurteilung der Gesundheit der Bevölkerung das sogenannte Gesundheitsverhalten. Das Gesundheitsverhalten beschreibt, wie gesund sich jemand verhält und dadurch, wie wahrscheinlich es ist, dass jemand noch lange gesundbleibt. Dazu gehört z. B. eine ausgewogene Ernährung. Auch die körperliche Aktivität ist wichtig. Laut der SGB machen 76 Prozent der Bevölkerung genug Sport oder sind genug zu Fuss oder mit dem Velo unterwegs. Unter den 16- bis 25-Jährigen liegt dieser Wert sogar noch etwas höher. 

Auch der Tabakkonsum wird im Rahmen der SGB erhoben. Insgesamt rauchen rund 27 Prozent der Schweizer Bevölkerung Zigaretten. Unter den 16- bis 25-Jährigen rauchen rund 30 Prozent, die meisten davon täglich. Der Anteil an Personen, die mindestens einmal wöchentlich Alkohol trinken, liegt bei 58 Prozent. Im Vergleich dazu trinken rund 45 Prozent der 16- bis 25-Jährigen mindestens einmal wöchentlich Alkohol. 

Wichtig zur Beurteilung der Bevölkerungsgesundheit ist nicht nur die körperliche, sondern auch die psychische Gesundheit. Laut der SGB schätzen über 90 Prozent der Bevölker-ung ihre Lebensqualität als gut bis sehr gut ein. Rund die Hälfte der Bevölkerung fühlt sich voller Energie und lebendig und rund 75 Prozent geben an, meistens glücklich zu sein. Etwa 15 Prozent der Bevölkerung fühlen sich mittel bis stark psychisch belastet. Der Anteil an Personen mit einer diagnostizierten Depression liegt bei über fünf Prozent. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung berichten jedoch Jugendliche und junge Erwachsene deutlich häufiger von Symptomen, die auf eine Depression hinweisen. Frauen in dieser Alters-gruppe fühlen sich häufiger psychisch belastet als Männer.